Neue Schwarze Literatur als Feld der Germanistik – Überlegungen zu Theoretisierung und Didaktisierung in der Hochschule im Kontext von Dekolonialisierung

Nicht nur die Institution Universität, sondern auch das Fach Germanistik repräsentiert in aller Regel eine weiße Literatur- und Kulturgeschichte, in der die Geschichten und künstlerischen Produkte von BPoC-Akteur*innen nur am Rande Gegenstand der Lehre sind. In den letzten zehn Jahren verschaffen si...

Full description

Saved in:
Bibliographic Details
Main Author: Martina Kofer
Format: Article
Language:deu
Published: Lodz University Press 2024-12-01
Series:Convivium
Subjects:
Online Access:https://czasopisma.uni.lodz.pl/conv/article/view/24641
Tags: Add Tag
No Tags, Be the first to tag this record!
_version_ 1841526969485754368
author Martina Kofer
author_facet Martina Kofer
author_sort Martina Kofer
collection DOAJ
description Nicht nur die Institution Universität, sondern auch das Fach Germanistik repräsentiert in aller Regel eine weiße Literatur- und Kulturgeschichte, in der die Geschichten und künstlerischen Produkte von BPoC-Akteur*innen nur am Rande Gegenstand der Lehre sind. In den letzten zehn Jahren verschaffen sich jedoch BPoC wieder zunehmend Gehör und bringen ihre Perspektiven beispielsweise in den Literaturbetrieb oder in Bildungsdiskurse ein. Literarische Texte thematisieren dabei Alltagsrassismus, Othering und (deutsche) Kolonialgeschichte, stellen aber auch andere Themen wie Familie, Liebesbeziehungen oder DDR-Geschichte ins Zentrum. Gemeinsam ist ihnen, dass sie von Deutschland als Schwarzer ‚Heimat‘ erzählen. Diese universalen literarischen Themen und ihre ästhetische Darstellung werden oftmals vernachlässigt, wenn es um Literatur von BPoC geht. Stattdessen werden sie gerne lediglich repräsentativ für die Darstellung von Rassismus oder Sklaverei in Seminaren thematisiert. So ist es einerseits zwar wichtig, im Sinne einer rassismuskritischen Bildung Perspektiven von BPoC in die Lehre einzubringen, andererseits aber genauso bedeutsam, diese nicht sporadisch und ausschließlich für die Thematisierung von Rassismus zu funktionalisieren. Aufgrund der dargelegten Ambivalenzen stellt der Beitrag Überlegungen an, wie die Texte in die Lehre integriert werden können, ohne dass Differenzkategorien reproduziert oder sie auf Rassismuserfahrungen reduziert werden, Schwarze Perspektiven aber dennoch auch sichtbar und ernst genommen werden. Diese Überlegungen werden eingebettet in Ausführungen zur Dekolonialisierung der Institution Universität und eurozentristischer Wissensvermittlung und am Beispiel der Romane Adas Raum von SHARON DODUA OTOO, Brüder von JACKIE THOMAE und 1000 serpentinen angst von OLIVIA WENZEL diskutiert.
format Article
id doaj-art-99ddb085be8f40749fd5f16c08881944
institution Kabale University
issn 2196-8403
language deu
publishDate 2024-12-01
publisher Lodz University Press
record_format Article
series Convivium
spelling doaj-art-99ddb085be8f40749fd5f16c088819442025-01-16T08:01:44ZdeuLodz University PressConvivium2196-84032024-12-01134610.18778/2196-8403.S1.0225211Neue Schwarze Literatur als Feld der Germanistik – Überlegungen zu Theoretisierung und Didaktisierung in der Hochschule im Kontext von DekolonialisierungMartina Kofer0https://orcid.org/0000-0003-0833-9642Universität Potsdam, Institut für Germanistik, Didaktik der deutschen LiteraturNicht nur die Institution Universität, sondern auch das Fach Germanistik repräsentiert in aller Regel eine weiße Literatur- und Kulturgeschichte, in der die Geschichten und künstlerischen Produkte von BPoC-Akteur*innen nur am Rande Gegenstand der Lehre sind. In den letzten zehn Jahren verschaffen sich jedoch BPoC wieder zunehmend Gehör und bringen ihre Perspektiven beispielsweise in den Literaturbetrieb oder in Bildungsdiskurse ein. Literarische Texte thematisieren dabei Alltagsrassismus, Othering und (deutsche) Kolonialgeschichte, stellen aber auch andere Themen wie Familie, Liebesbeziehungen oder DDR-Geschichte ins Zentrum. Gemeinsam ist ihnen, dass sie von Deutschland als Schwarzer ‚Heimat‘ erzählen. Diese universalen literarischen Themen und ihre ästhetische Darstellung werden oftmals vernachlässigt, wenn es um Literatur von BPoC geht. Stattdessen werden sie gerne lediglich repräsentativ für die Darstellung von Rassismus oder Sklaverei in Seminaren thematisiert. So ist es einerseits zwar wichtig, im Sinne einer rassismuskritischen Bildung Perspektiven von BPoC in die Lehre einzubringen, andererseits aber genauso bedeutsam, diese nicht sporadisch und ausschließlich für die Thematisierung von Rassismus zu funktionalisieren. Aufgrund der dargelegten Ambivalenzen stellt der Beitrag Überlegungen an, wie die Texte in die Lehre integriert werden können, ohne dass Differenzkategorien reproduziert oder sie auf Rassismuserfahrungen reduziert werden, Schwarze Perspektiven aber dennoch auch sichtbar und ernst genommen werden. Diese Überlegungen werden eingebettet in Ausführungen zur Dekolonialisierung der Institution Universität und eurozentristischer Wissensvermittlung und am Beispiel der Romane Adas Raum von SHARON DODUA OTOO, Brüder von JACKIE THOMAE und 1000 serpentinen angst von OLIVIA WENZEL diskutiert.https://czasopisma.uni.lodz.pl/conv/article/view/24641dekolonialisierunggermanistiksharon dodua otooolivia wenzeljackie thomaeschwarze literaturafrodeutsche literaturblack german studies
spellingShingle Martina Kofer
Neue Schwarze Literatur als Feld der Germanistik – Überlegungen zu Theoretisierung und Didaktisierung in der Hochschule im Kontext von Dekolonialisierung
Convivium
dekolonialisierung
germanistik
sharon dodua otoo
olivia wenzel
jackie thomae
schwarze literatur
afrodeutsche literatur
black german studies
title Neue Schwarze Literatur als Feld der Germanistik – Überlegungen zu Theoretisierung und Didaktisierung in der Hochschule im Kontext von Dekolonialisierung
title_full Neue Schwarze Literatur als Feld der Germanistik – Überlegungen zu Theoretisierung und Didaktisierung in der Hochschule im Kontext von Dekolonialisierung
title_fullStr Neue Schwarze Literatur als Feld der Germanistik – Überlegungen zu Theoretisierung und Didaktisierung in der Hochschule im Kontext von Dekolonialisierung
title_full_unstemmed Neue Schwarze Literatur als Feld der Germanistik – Überlegungen zu Theoretisierung und Didaktisierung in der Hochschule im Kontext von Dekolonialisierung
title_short Neue Schwarze Literatur als Feld der Germanistik – Überlegungen zu Theoretisierung und Didaktisierung in der Hochschule im Kontext von Dekolonialisierung
title_sort neue schwarze literatur als feld der germanistik uberlegungen zu theoretisierung und didaktisierung in der hochschule im kontext von dekolonialisierung
topic dekolonialisierung
germanistik
sharon dodua otoo
olivia wenzel
jackie thomae
schwarze literatur
afrodeutsche literatur
black german studies
url https://czasopisma.uni.lodz.pl/conv/article/view/24641
work_keys_str_mv AT martinakofer neueschwarzeliteraturalsfelddergermanistikuberlegungenzutheoretisierungunddidaktisierunginderhochschuleimkontextvondekolonialisierung