Neue Schwarze Literatur als Feld der Germanistik – Überlegungen zu Theoretisierung und Didaktisierung in der Hochschule im Kontext von Dekolonialisierung
Nicht nur die Institution Universität, sondern auch das Fach Germanistik repräsentiert in aller Regel eine weiße Literatur- und Kulturgeschichte, in der die Geschichten und künstlerischen Produkte von BPoC-Akteur*innen nur am Rande Gegenstand der Lehre sind. In den letzten zehn Jahren verschaffen si...
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Format: | Article |
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Published: |
Lodz University Press
2024-12-01
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author | Martina Kofer |
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description | Nicht nur die Institution Universität, sondern auch das Fach Germanistik repräsentiert in aller Regel eine weiße Literatur- und Kulturgeschichte, in der die Geschichten und künstlerischen Produkte von BPoC-Akteur*innen nur am Rande Gegenstand der Lehre sind. In den letzten zehn Jahren verschaffen sich jedoch BPoC wieder zunehmend Gehör und bringen ihre Perspektiven beispielsweise in den Literaturbetrieb oder in Bildungsdiskurse ein. Literarische Texte thematisieren dabei Alltagsrassismus, Othering und (deutsche) Kolonialgeschichte, stellen aber auch andere Themen wie Familie, Liebesbeziehungen oder DDR-Geschichte ins Zentrum. Gemeinsam ist ihnen, dass sie von Deutschland als Schwarzer ‚Heimat‘ erzählen. Diese universalen literarischen Themen und ihre ästhetische Darstellung werden oftmals vernachlässigt, wenn es um Literatur von BPoC geht. Stattdessen werden sie gerne lediglich repräsentativ für die Darstellung von Rassismus oder Sklaverei in Seminaren thematisiert. So ist es einerseits zwar wichtig, im Sinne einer rassismuskritischen Bildung Perspektiven von BPoC in die Lehre einzubringen, andererseits aber genauso bedeutsam, diese nicht sporadisch und ausschließlich für die Thematisierung von Rassismus zu funktionalisieren.
Aufgrund der dargelegten Ambivalenzen stellt der Beitrag Überlegungen an, wie die Texte in die Lehre integriert werden können, ohne dass Differenzkategorien reproduziert oder sie auf Rassismuserfahrungen reduziert werden, Schwarze Perspektiven aber dennoch auch sichtbar und ernst genommen werden. Diese Überlegungen werden eingebettet in Ausführungen zur Dekolonialisierung der Institution Universität und eurozentristischer Wissensvermittlung und am Beispiel der Romane Adas Raum von SHARON DODUA OTOO, Brüder von JACKIE THOMAE und 1000 serpentinen angst von OLIVIA WENZEL diskutiert. |
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publishDate | 2024-12-01 |
publisher | Lodz University Press |
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spelling | doaj-art-99ddb085be8f40749fd5f16c088819442025-01-16T08:01:44ZdeuLodz University PressConvivium2196-84032024-12-01134610.18778/2196-8403.S1.0225211Neue Schwarze Literatur als Feld der Germanistik – Überlegungen zu Theoretisierung und Didaktisierung in der Hochschule im Kontext von DekolonialisierungMartina Kofer0https://orcid.org/0000-0003-0833-9642Universität Potsdam, Institut für Germanistik, Didaktik der deutschen LiteraturNicht nur die Institution Universität, sondern auch das Fach Germanistik repräsentiert in aller Regel eine weiße Literatur- und Kulturgeschichte, in der die Geschichten und künstlerischen Produkte von BPoC-Akteur*innen nur am Rande Gegenstand der Lehre sind. In den letzten zehn Jahren verschaffen sich jedoch BPoC wieder zunehmend Gehör und bringen ihre Perspektiven beispielsweise in den Literaturbetrieb oder in Bildungsdiskurse ein. Literarische Texte thematisieren dabei Alltagsrassismus, Othering und (deutsche) Kolonialgeschichte, stellen aber auch andere Themen wie Familie, Liebesbeziehungen oder DDR-Geschichte ins Zentrum. Gemeinsam ist ihnen, dass sie von Deutschland als Schwarzer ‚Heimat‘ erzählen. Diese universalen literarischen Themen und ihre ästhetische Darstellung werden oftmals vernachlässigt, wenn es um Literatur von BPoC geht. Stattdessen werden sie gerne lediglich repräsentativ für die Darstellung von Rassismus oder Sklaverei in Seminaren thematisiert. So ist es einerseits zwar wichtig, im Sinne einer rassismuskritischen Bildung Perspektiven von BPoC in die Lehre einzubringen, andererseits aber genauso bedeutsam, diese nicht sporadisch und ausschließlich für die Thematisierung von Rassismus zu funktionalisieren. Aufgrund der dargelegten Ambivalenzen stellt der Beitrag Überlegungen an, wie die Texte in die Lehre integriert werden können, ohne dass Differenzkategorien reproduziert oder sie auf Rassismuserfahrungen reduziert werden, Schwarze Perspektiven aber dennoch auch sichtbar und ernst genommen werden. Diese Überlegungen werden eingebettet in Ausführungen zur Dekolonialisierung der Institution Universität und eurozentristischer Wissensvermittlung und am Beispiel der Romane Adas Raum von SHARON DODUA OTOO, Brüder von JACKIE THOMAE und 1000 serpentinen angst von OLIVIA WENZEL diskutiert.https://czasopisma.uni.lodz.pl/conv/article/view/24641dekolonialisierunggermanistiksharon dodua otooolivia wenzeljackie thomaeschwarze literaturafrodeutsche literaturblack german studies |
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